Levin Westermann
ZDF/SRF/ORF/3sat
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Jurydiskussion Levin Westermann

Levin Westermann las auf Einladung von Hubert Winkels den Text „und dann“, vorgetragen in einer Art Litanei, die nicht allen gefiel, allen voran Philipp Tingler.

Tingler meinte, er habe das Gefühl in einem grotesken Sketch gefangen zu sein. Er erwarte von Literatur eine nicht Verschlichtung der Welt, sondern eine Öffnung. Das Ich bediene alle Stereotype und Klischees.

Kastberger mochte den Text

Kastberger sagte, er möge den Text. Unter den vielen, die Hubert Winkels in den letzten Jahren nominiert habe, sei dieser der, den er am meisten möge. Das Wort „und“ sei eine Reihung von Tatsachen aneinander, das Bindeglied, mit dem das barocke Mittel der Allegorie funktioniere. Das „und“ und das Anhäufen von verschiedenen Dingen erfolge in lyrischer Art. Auffallend sei, dass es Levin Westermann gelinge, so etwas wie eine liturgische Sprache zu schaffen. Er habe beim sprachlichen Duktus die Kraft, die Dinge vor Augen zu führen. Man könne alles kitschig finden, wie die blöde Katze, aber der Text sage, es sei in diesem Moment nicht egal. „Gefällt mir sehr sehr gut“, er hätte länger zuhören können, so Kastberger.

Lesung Levin Westermann
ORF/Johannes Puch

Insa Wilke sagte, sie könne direkt an Kastberger anschließen, sie sei seiner Meinung. Das „und“ verbinde immer zwei Dinge, die Welt erweitere sich. Die strenge des Textes stehe im Widerspruch mit dem sensiblen Ich. Die Spannung zwischen der Strenge des Textes und der Sensibilität, wo eine Katze kein Klischee sei, sondern ein kleines, beschützenswertes Wesen, das entfalte großen Sog.

Schwens-Harrant: Vortrag gut gelungen

Brigitte Schwens-Harrant fand den Vortrag gut gelungen. Das Litaneiartige sei deutlich geworden, das rhythmische Wiederholen. „Es ist erfreulich, dass wir mit diesem Text den Tag beenden, denn es ist ja ein Text über die Bedeutung von Literatur.“ Er mache eine Prosa, die Lyrik sei. Es bleibe die Frage, kann man das machen.

Tingler beschwerte sich, dass er sich melde, aber vom Moderator nicht genommen werde. Er sehe, er stehe hier wieder einmal alleine da und wundere sich, dass der Jury die Schablonen im Text nicht auffallen. Es gehe wieder um Gute und Böse, das brauche er nicht. Der Text bewirke Null.

Gomringer sagte, Null könne sie nicht bestätigten. Die Rezitation sei liturgisch, es sei ein Ich, das wisse wo es sitze, aber auch immer den Leser warne. „Es passiert nicht viel Hinein- oder Hinausschreitendes in der Welt, aber es gibt große Gefühle und des Fühlens.“

Wiederstein sprang Tingler bei

Michael Wiederstein sagte in Richtung Tingler, er sei nicht alleine, auch er könne damit nichts anfangen. Der Lauf der Welt sei das Thema, ein Bildungsbürger breite seinen Kanon aus. Die Redundanz führe zu keiner Aktion, das sei aber schnell klar, dazu brauche es keine 30 Seiten einer Liturgie. „Ich hab den Inhalt verstanden, der Rest kommt bei mir nicht an.“

Winkels sagte zu dem von ihm vorgeschlagenen Text, das sei ein magischer Gesang, dessen Inhalt man verstehen müsse. Wiederstein antwortete, dies sei seine Meinung.