Lesung Lydia Haider
WDW Film
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TEXT Lydia Haider, A

Lydia Haider liest auf Einladung von Nora Gomringer den Text „Der große Gruß“. Sie finden hier einen Auszug und einen Link zum gesamten Text als .pdf.

Also das Tier sieht rot wie dein Blut rot steht in deiner Bauform Freund, wenn du den Braten einstichst mit dem Messer oder der Rotwein dir aus der Hand geht und das Tischtuch färbt wie so Rosen und Nelken in’s Grab geworfen letztlich, weil’s nicht anders geht noch kann, muss es sein dir in dein Sehen zu ziehen mit Untrost direkt und wahr gemäß der Rotheit des Hundes, hast du sie im Aug sagt dir, du Rot gibst alles hin zum Körper wie der Mutter Kakao am Morgen zum Starksein mein Freund so gerecht wie wohl geht’s nichtens mehr um nichts, was es freilich nie getan, doch nun anspricht mit dir damit du verstehst Freund und Publikum gemein, zur Sache und Verständnis als Vorspann für alles Dämliche in der Welt, da es überquillt lang und längstens und so muss gesagt werden, was die Sager nicht sagen, schau hin Wichsbirne, wo leuchtest du noch wenn niemand dir sagt, dieses Tier, es sieht bloß rot und nicht abwendet sich sondern zubeißt und beißt und reißt zu Schande und Tod für alle, die es sehen und nicht sehen, damit es hoch auf in’s Höchste fährt wie einst nur Schwindlige in Übermut geht es klar und abseits fröhlich los mit Natur, die sich ausgeht, aus ihm rausleckt wie ein Wesen leckt mitten in’s Auszukostende und dann mit offenst Maule auf dies Kind durch, zumit es sich wogt und wieget wie in der Kutsche im Arm auflotsend bar hohl das Rohe wie du Sau es dir schon denkst was das Hundsvieh macht mit dem Kind, genau wie es rot sieht macht es zu, kommt nichts mehr herfür zu sagen weil Sprache langsam geht wie ein Witz, doch so entfaltet sich die Szene, wie niemand sie haben will elend von Denkens an nicht gewollt, tut es, was es tuen muss von Anfang her gedacht und reißt auf im Gesicht und am Kopf und am Halse alle Adern im Möglichen, schert rein die Beißer gekonnt von Kräftens immer klar du Lustiger oder glaubst, das ist eine Kirchenschändung, um die sich jemand schert wie um des Nachbarn Überwuchs, nie denn so lecker rausmanifestiert sich ein Stoßgefühl zu fahren in’s Fleisch, wohlfeil mit Hetz gekonnt wie meisterhaft das tun, so spritzt das Blut im Bering nichts trocken zu lassen samt Gehsteig und Busch, Larifari zu existieren in diesem Sein, aber das passiert halt, wie ein perfekter Harmonienwechsel, den du kennst und kein Kauen komme, weil es fixiert ist das Gebiss mit dem, wer fragt da noch, wo so viel schon hängt, so viel treu liegt, Adern aus dem Leibe, als habe der Elektriker gepfuscht und die Kabel schlecht verlegt, der wetzt und wedelt und hin- und herhaut das Kleine wie seinen Kropfhals in’s Kröpfchen das Gute vom Schlechten zu sondern, du glaubst doch nicht in Echt in deinem Schaden, es geht hier um’s Leben, die Missgeburt siegt vor deinen Augen du Trottel, weil das Vieh greift, wozu es geboren und macht, wozu es willens was da ist Ausschalten wie den Lichtschalter, den selbst der Erlöser nicht fand, es wird spannend, du denkst es dir schon, derweil ist die Szene noch immer nicht zu Ende, geschrieben wie du sagen tätest der ebenso Schlichte und hier Gaffende im großen Gruß des Hundes, der macht, was Vater und Mutter nicht zu denken wahrend Freiheit wie sie ist, nun wer weiß denn, dass dies Kind allein den Hund hier trifft, so ist es auch ein einfacher Satz, wird er denn getan an mieser Stelle, springt das Tier mit dem Körper herum in Lust und Freude, das sei’s dir gestattet zu sehn, denn gesehn hat es niemand, bis Laute des Opfers zeigten, dass hier ein Geschehen sondersgleichen an Zeitung und Zeitschrift nicht rankann, jetzt spritz endlich heraus viel druckvoller aus des drucklos klein Körperleins Hand und Stirn und Mark, es tut es nicht, sanft nur noch ungrauslich gediegen geht’s zu, wo der Hund wirft und schüttelt, als sagst du Nein, aber sagen tut hier niemand was, weil das eine Geschichte ist, wie sie rausgeschichtet wird in deine Fresse, damit du siehst Wahres was ist und noch kommt und so liegt letztlich das Kindlein am Flur ohne Zuck nur mit hundens letztem Spür rein…