TEXT Yannic Han Biao Federer, D

Yannic Han Biao Federer liest auf Einladung von Hildegard E. Keller den Text „Kenn ich nicht“. Sie finden hier einen Auszug des Textes und den gesamten Text zum Nachlesen im .pdf-Format

Yannic Han Biao Federer, sagt Mareike. Kenn ich nicht, sage ich. Der hat auch eine schlimme Trennung hinter sich, sagt Mareike. Hat viel darüber geschrieben, ich glaube, es hat ihm geholfen. Oh, mache ich. Jan Han … Bio … Mareike schüttelt den Kopf. Yannic Han Biao Federer. Ah, sage ich. Federer. Hm. Die Frau vom Catering schenkt mir nach, lächelt mich an, Mareike hält eine Hand über ihr Glas, sagt, danke, die Frau trägt den Riesling davon. Und diese Trennungssache, frage ich, kommt die jetzt als Buch? Ist schwierig, sagt Mareike, ich glaube nicht.

Unter der Nase des Hausverwalters ein gelber Halbkreis, dort, wo ihm die Zigaretten in den grauen Bart dampfen, seine Hand ist breit und kräftig und warm, er mustert mich neugierig, na dann kommsema hoch, sagt er, obwohl wir stehen bleiben müssen und ein Dutzend Mädchen passieren lassen, eine Frau und ihren Trolley, hinter uns beschleunigen Autos, ein Lastwagen, die Müllabfuhr, endlich können wir vom äußeren Rand des Gehwegs zur Häuserfront, zwischen dm und Pizza-Döner-Center Kalk schließt der Hausverwalter eine Tür auf, daneben Klingelschilder und Briefkästen, in Plastik eingeschweißte Werbezeitungen lugen aus ihren Mäulern. Das Treppenhaus ist minzgrün gekachelt, die Treppenstufen auch, im ersten Geschoss ein Fenster, man blickt hinaus auf ein bekiestes Flachdach, dahinter ein Parkplatz. Da könnse einkaufen, sagt der Mann, erst jetzt erkenne ich, dass es ein Aldi ist, der sich zur Parallelstraße hin öffnet. Im einzigen Raum der Wohnung riecht es nach Kunststoff, er ist nicht klein, aber auch nicht geräumig, viele Halogenleuchten in der niedrigen Decke, ein ehemaliges Büro, Linoleum in dunkler Parkettoptik, ich öffne ein Fenster, über dem Motorenlärm die gläserne Fassade eines alten Kaufhofs, dahinter Arbeiter, die Pressspanplatten und Gerät transportieren. Is halb so wild, sagt der Verwalter und legt sein Klemmbrett ab. Wird nur entkernt, kommt ein Kaufland rein, da könnse dann auch einkaufen. Ich nicke. Zur fensterlosen Küche ein Durchgang ohne Tür, ich betätige den Lichtschalter, aber nichts tut sich. Ach so, ja, macht der Verwalter und reibt sich den Bauch. Der Strom ist wech, der Vormieter hat nicht gezahlt, na ja, die Küche könnse übrigens haben, die geb ich Ihnen so, er zeigt auf Schränke, die einmal weiß waren, an der Wand lehnt die Dunstabzugshaube, ein Jägermeisterkühlschrank mit Glastür steht in der Ecke, am Herd fehlen Knöpfe, der Ofen hat keine Klappe, fassungslos und einäugig starrt er mich an.

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yannic han biao federer - kenn ich nicht TEXT
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