Ferdinand Schmalz gewinnt Bachmannpreis
14 Autorinnen und Autoren präsentierten ihre Texte Jury und Publikum an drei Lesetagen. Einige klare Favoriten kristallisierten sich heraus. Auf die Shortlist schafften es Urs Mannhart, Barbi Markovic, Gianna Molinari, Eckhart Nickel, Ferdinand Schmalz, Jackie Thomae und John Wray. Überwacht wurde die Stimmenabgabe von Justitiar Andreas Sourij. Ein Autor muss mindestens fünf von sieben Stimmen erhalten, sonst gibt es eine Stichwahl.

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Ferdinand Schmalz flankiert von Sandra Kegel und Bürgermeisterin Mathiaschitz. Der Preis wurde von Schülerinnen und Schülern der HTL Ferlach entworfen
Kegel musste sich entscheiden
Die erste Stichwahl gab es zwischen Ferdinand Schmalz und John Wray, bei der sich Schmalz durchsetzte. Eine besonders schwere Entscheidung für Jurorin Sandra Kegel, die beide Autoren nach Klagenfurt eingeladen hatte. Sie entschied sich letztendlich auch für Schmalz und hielt die Laudatio. Sein Text „mein lieblingstier heißt winter“ kam bei der Jury von vornherein gut an - mehr dazu in Jury angetan von Ferdinand Schmalz. Der Ingeborg-Bachmann-Preis wird von der Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz verliehen.
Interview Ferdinand Schmalz
Das Gespräch führte Barbara Frank
Schmalz gab Kegel zweimal einen Korb
Vor drei Jahren gab Schmalz Sandra Kegel einen Korb, bereits damals wollte sie ihn nach Kagenfurt einladen, sagte die Jurorin. Auch im letzten Jahr wollte er nicht, dieses Jahr klappte es dann. Der Preisträger sagte auf die Frage von Moderator Ankowitsch, er wisse noch nicht, wie er sich fühle.
Gewinnerin 2017: Sandra Kegel! #tddl
— MM (@Tuuli_) 9. Juli 2017
Deutschlandfunkpreis an John Wray
Der Deutschlandfunkpreis geht nach zwei Stichwahldurchgängen an John Wray. Somit sind beide Kandidaten von Sandra Kegel Preisträger, sie hielt auch diese Laudatio.

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John Wray mit Sandra Kegel und Matthias Gierth
In einer ersten Stichwahl hieß es John Wray gegen Gianna Molinari, weil beide als Zweitgereihte gleich viele Stimmen bekamen (erstgereiht ohne Mehrheit war Eckhart Nieckel). In der zweiten Stichwahl setzte sich John Wray gegen Eckhart Nickel durch. Der Preis wurde verliehen vom Hauptabteilungsleiter Kultur des Deutschlandfunks, Matthias Gierth.
Video der Preisvergabe
Kelag-Preis an Eckhart Nickel
Nachdem er mehrmals zittern musste, schaffte Eckhart Nickel eindeutig die Abstimmung um den Kelag-Preis. Sechs von sieben Juroren stimmen für seinen Text über eine Giftküche am Biomarkt „Hysteria“ - mehr dazu in Eckhart Nickels Text kam an. Die Laudatio hielt Michael Wiederstein. Der Juror war 2017 erstmals beim Bachmannpreis mit dabei und hat schon seinen ersten Preisträger eingeladen. Der Preis wurde übergeben von Kelag-Vorstand Manfred Freitag.

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Eckhart Nickel mit Manfred Freitag
3sat-Preis an Gianna Molinari
Gianna Molinari gewinnt den mit 7.5400 Euro dotierten 3sat-Preis, sie wurde von Hildegart Keller eingeladen, die auch die Laudatio hielt. Der Preis wurde überreicht von Petra Gruber von 3sat. Ihr Text über einen Flüchtling, der tot vom Himmel fällt und einen Mann, der alle Informationen drüber sammelt, gefiel nicht allen in der Jury - mehr dazu in Jury zwiegespalten von Gianna Molinari. Sie hatte sich mit ihrem Text beworben und sei von Keller ausgewählt worden.

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Gianna Molinari - Mitte, links Hildegard E. Keller, rechts Petra Gruber von 3sat
Publikum stimmte für Karin Peschka
Peschka las auf Einladung von Stefan Gmünder den Text „Wiener Kindl“, eine Apokalypsengeschichte - mehr dazu in Karin Peschka: Wohlwollende Jurydiskssion. Gmünder hielt die Laudatio für seine Autorin, der Preis wurde überreicht von der Vorständin der BKS-Bank, Herta Stockbauer. Gmünder sagte, er kenne Peschka seit einiger Zeit und hätte sie immer schon gerne nach Klagenfurt eingeladen, nun habe es geklappt.

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Karin Peschka mit Juror Stefan Gmünder und BKS-Vorständin Herta Stockbauer
Aus den Begründungen:
Jeder, der online gültig abstimmte, musste eine kurze Begründung für die Wahl abgeben. Hier eine Auswahl:
- „Bedachte Literatur, die zum Nachdenken anregt“
- „Spannende Geschichte, man will wissen wie sie weitergeht und ausgeht“
- „Einfach toll“
- „Faszinierende Sprache und tiefgründig“
- „Dichte, intensive Prosa“
- „Dschungelbuch in Wien ein Ende und Anfang“
- „Starke Bilder“
- „Sprachlich dicht, interessant, auch das Thema. Fortgang der Handlung interessiert mich“
Winkels: Mit Literatur geht es nicht zu Ende
Juryvorsitzender Hubert Winkels hielt die Abschlussrede. Er habe das zweifelhafte Vergnügen, den Vorhang nach fünf sehr intensiven Tagen zuzuziehen. Der letzten Mittwoch begann mit der Rede von Franzobel, der die Welt, die Politik und Literatur einigermaßen plausibel madig gemacht hatte und in den Untergang riss. Da sei er ausgestiegen, so Winkels. Wenn man fünf Tage intensiv dabei war, spreche nichts für den Untergang. „Ich möchte klar widersprechen, dass es mit der Literatur zu Ende geht“. Sie werde vielleicht weniger gelesen, aber Literatur könne ihre Aggregatform wechseln.

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Winkels sieht die Literatur nicht am Ende angekommen und widersprach damit Franzobel
Insgesamt fünf Preise
Die sieben Juroren vergaben vier Preise in öffentlicher Abstimmung: Den mit 25.000 Euro dotierten Bachmann-Preis, den erstmals vergebenen Deutschlandfunkpreis (12.500 Euro), den Kelag-Preis (10.000 Euro) sowie den 3sat-Preis (7.500 Euro). Das Publikum bestimmte via Internet, wer den mit 7.000 Euro dotierten BKS-Bank-Publikumspreis mit nach Hause nimmt. Damit verbunden ist ein Stadtschreiberstipendium der Stadt Klagenfurt dotiert mit 5.000 Euro.

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Nach der Preisverleihung stellten sie die Gewinner der Presse, v.l. Peschka, Molinari, LD Karin Bernhard, Schmalz, Winkels, Wray, Nickel