Karin Peschka TEXT

Karin Peschka las einen Auszug aus der Erzählung „Wiener Kindl“ auf Einladung von Stefan Gmünder. Sie finden hier einen Auszug des Textes und den gesamten Text zum Nachlesen im .pdf-Format.

„W…“, versuchte das Kindl. Stellte eine Frage auf, sein Gesicht ein Zeichen. Hatte alles einen Namen gehabt, bevor es ein Pelz geworden war, ein Pfötchen. „Krschh“, machte das Kindl, Zähne zeigend, zwei Reihen, ganz ordnungsgemäß. Fiel einer dem Kindl aus dem Mund, stopfte es seine Zunge in die Lücke. Die Hunde berochen den Zahn, das Kindl, den Zusammenhang. Verzogen sich, verschwanden einzeln oder in kleinen Gruppen, kamen zurück, weil das Kindl sie an ihre Menschen erinnerte, die unter den Trümmern lagen, oder nach dem Unglück, nach dieser Irritation, aus der Stadt geflüchtet waren. Ohne sie mitzunehmen. Ohne ihnen das Halsband abzunehmen und das Brustgeschirr. Manchmal hielt sich das Kindl daran fest. Lag quer über dem Rücken eines schwarzweiß Gefleckten, der es sich gefallen ließ und ein paar Schritte ging. Bevor er sich von der Last befreite; brauchte sich nur zu setzen, das Kindl rutschte ihm vom Fell. Oft lief der Hund davon, durch Lücken und Bruchstaub. Durch rote Ziegelblüten und Gestrüpp den immer gleichen Weg, dorthin, wo alte Gerüche ihn nach wie vor verwirrten und er sich setzte, wartete, ob nicht doch.

In der Dämmerung kam er wieder, noch vor der Nacht, alle kamen wieder, manche hatten gefressen, die meisten nicht, furchtbar mager waren sie nun schon seit Wochen. Das Kindl aber, stärker geworden in der Zwischenzeit, spielte Xylophon auf ihren Rippen.

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