Barbi Markovic TEXT

Barbi Markovic las den Text „Die Mieter“ auf Einladung von Klaus Kastberger. Sie finden hier einen Auszug des Textes und den gesamten Text zum Nachlesen im .pdf-Format.

Gerhard entdeckte die Leichen seiner Mieter am Donnerstag. Auf dem Weg von seiner Dachwohnung hinunter in den Innenhof bemerkte er, dass die Tür 11-12 nicht ordentlich zugemacht war. Er trat ein, um die Bewohner auf diesen Energiemanagementfehler aufmerksam zu machen. Das ärgerte ihn. Kein Wunder, dass sie an Kälte litten, wollte er sagen, wenn sie die Türe offen ließen und die ganze Wärme auf die Gänge verschwendeten. Dabei waren sie sonst so sparsam und verschlossen wie eine Sekte. Einen Moment lang stand er im Wohnzimmer mit diesen Gedanken und starrte auf Michis Socken und Michis Hose, Hände, Gesicht. Es sah aus, als wäre Michi gegrillt worden. Dann sah Gerhard auch die anderen. Seine Mieter lagen auf dem Boden und waren offensichtlich tot. Keiner atmete. Sie waren in unmöglichen Positionen gestorben und wiesen unterschiedliche Wunden auf. Bibis Stirn war zerschmettert. Die Stelle, wo Haris Leiche lag, war schwer zugänglich. Ein großer Schrank versperrte den Weg. Langsam und gedankenverloren verließ Gerhard die Wohnung und ging die Treppe hinunter zum Innenhof. Er zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Erst dann holte er das Handy aus der Hosentasche und rief die Polizei.

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