Text Marko Dinić - SRB

Marko Dinić liest auf Einladung von Klaus Kastberger den Romanauszug „Als nach Milošević das Wasser kam“. Sie finden hier den ersten Absatz des Textes, der weitere Text ist als .pdf abrufbar.

Heute bin ich in der blauen Woche, also beginnt der Unterricht erst um 13 Uhr. Es ist noch Zeit. Ich gehe durch den Wald in Richtung Schule. Ohne den Košutnjak-Wald wäre Belgrad wahrscheinlich um Einiges unerträglicher. Zumindest schützt er vor dieser quälenden Hitze. Ich erinnere mich, wie wir damals während des Bombardements fast jeden Tag hier verbracht haben. Sobald die Sirenen anfingen zu heulen, schnappten wir unsere Räder und fuhren in den Wald. Überall war es gefährlich und dennoch ließen wir uns nicht beirren von diesem Vakuumzustand, in dem das Land sich befand. Der Wald bot uns Schutz. Am nördlichen Ende, dort, wo sich die Stadt als künstliche Grenze zwischen den Košutnjak und die Kornfelder der Pannonischen Tiefebene schiebt, befindet sich das alte Schwimmbad. Damals waren die breiten, aquamarinblauen Becken noch leer und stark verfallen. Im Grunde kenne ich sie nur so. Nach dem Krieg bin ich dort kein einziges Mal schwimmen gegangen. Bis heute nicht. Das Wasser kam erst, nachdem sie Milošević verhaftet hatten.

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