„Übersetzer brauchen vor allem Zeit“

Übersetzer brauchen viel, vor allem aber eines: Zeit. Das betonte der Herausgeber Peter Schultze-Kraft bei der Verleihung der Österreichischen Staatspreise für literarische Übersetzung im Musilhaus in Klagenfurt. Zeit und Finanzen der Verlage ließen sich aber oft nicht vereinbaren.

„Ohne Übersetzer geht es schlicht und einfach nicht“, betonte Robert Stocker von der Literaturabteilung des Bundeskanzleramtes bei der Verleihung der Österreichischen Staatspreise für Literarische Übersetzung an Alena Bláhová und Erich Hackl - mehr dazu in Übersetzer-Staatspreis für Bláhová und Hackl.

Hackl Blahova Verleihung Translatio

Johannes Puch

Alena Bláhová, Robert Stocker und Erich Hackl.

„Übersetzung überschreibt das Original“

Dass literarisches Übersetzen unendlich viel mehr ist, als nur den Inhalt eines Textes von einer Sprache in eine andere zu übertragen, machte Esther Kinsky in ihrem Festvortrag sehr deutlich: „Die Übersetzung überschreibt das Original. Das Ergebnis ist anders im Sagen und im Nicht-Sagen. Die Grundvoraussetzung für jede Arbeit an Übersetzungen ist die Bereitschaft, sich auf dieses Anders einzulassen, die Andersnamigkeit der Welt und auch ihre gelegentliche andere Namenlosigkeit.“

„Gemeinsame Front gegen Hass und Gewalt“

Gerade wenn es um den Umgang mit dem Fremden und Eigenen geht, gehen muss, können literarische Übersetzungen eine noch ganz andere Dimension erhalten. Übersetzer und Herausgeber Peter Schultze-Kraft: „Die Übersetzer bauen Brücken zwischen den Völkern und Kulturen, sie bringen die Menschen verschiedener Herkunft und Geschichte, ja so genannte Erbfeinde einander näher. Sie bilden mit den übersetzten Autoren und den Lesern der Übersetzungen eine gemeinsame Front gegen Hass, Gewalt und Intoleranz.“

Schultze-Kraft betonte in seiner Laudatio auf Erich Hackl auch die politische Dimension des Übersetzens von Literatur. Preisträger Erich Hackl selbst betonte in seiner Dankesrede, dass es gerade bei den lateinamerikanischen Autorinnen und Autoren nicht nur um Entdeckerfreude, Verehrung und Freundschaft, sondern vor allem auch um Gerechtigkeit gehe. Gerechtigkeit zum Beispiel für Roque Dalton, einen der wichtigsten, wenn nicht den wichtigsten Dichter, El Salvadors.

Gerade erschien in der Edition Meerauge in Klagenfurt der Band „Erschiessen wir die Nacht“ erschienen, eine gemeinsame Übersetzung mit Tina Leisch. 33 Gedichte aus allen Schaffensperioden sollen das Werk des Schriftstellers und kommunistischen Revolutionärs endlich auch auf Deutsch zugänglich machen.