Nach zwei der Pandemie geschuldeten digitalen Jahren findet der Bewerb 2022 wieder in Anwesenheit der Lesenden und auch mit Publikum statt. Die Rede zur Literatur hielt Autorin und Bachmannteilnehmerin 2015 Anna Baar – mehr dazu in Rede zur Literatur. Der Titel der Rede: „Die Wahrheit ist eine Zumutung“.
TDDL 2022 Eröffnung
Der Redetitel ist eine Anspielung auf das berühmte Bachmann-Zitat aus ihrer Rede bei Entgegennahme des „Hörspielpreises der Kriegsblinden“ 1959: „Die Wahrheit ist nämlich den Menschen zumutbar.“ Mit Ingeborg Bachmann, der 1973 gestorbenen Dichterin und Namensgeberin des Preises, die am 25. Juni ihren 96. Geburtstag gefeiert hätte, beschäftigte sich Baar ebenso wie mit einigen Momenten in der Geschichte dieses Preises, von dem sie mutmaßte: „Viele der Allergrößten hätten Bewerbe wie diesen zu Lebzeiten nie gewonnen, und ganz bestimmt nicht die Bachmann.“

Vor allem aber behandelte die Rednerin verschiedene Arten, sich die Wahrheit zuzurichten – und erinnerte in diesem Zusammenhang etwa an den früheren Landeshauptmann Jörg Haider und den Kinderarzt Franz Wurst, dessen Heilpädagogikabteilung eine „Seelenmordanstalt“ gewesen sei.
Ehrengäste loben den Bewerb
Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) zeigte sich stolz auf den Bachmann-Preis und verwies auf den morgigen Empfang in Maria Loretto, „für manche der schönste Platz Kärntens“.
Der Bachmann-Preis gehöre quasi von Natur aus zum Drei-Länder-Sender 3sat, sagte Markus Dillmann, CvD der 3sat-Koordination, und betonte, dass die sonntägige Preisverleihung auf 75 Minuten verlängert wurde.
Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser (SPÖ) erinnerte daran, dass Krieg in Europa herrsche und „wir leben trotzdem weiter, als wäre er nicht da“. Dies sei eine besondere Herausforderung auch an die Autorinnen und Autoren, unter denen sich viele befänden, die mit mehreren Sprachen und Kulturen aufgewachsen seien – „etwas, was auch für unser Bundesland Kärnten bereichernd ist und endlich als bereichernd erkannt wurde“. Kaiser stellte für die absehbare Zukunft einen neuen literarischen Nachwuchs-Preis in Aussicht.

Juryvorsitzende Insa Wilke meinte in ihren Eröffnungsworten, dass es ihr heuer besonders bewusst sei, dass „wir alle aus sehr unterschiedlichen Lebenssituationen kommen – schlimm und schön“.
Die musikalische Umrahmung kam von Michael Kahr und dem GMPU JAZZ All Stars Ensembles. Das Ensemble der Gustav-Mahler-Privatuniversität für Musik unternham mit Kahr am Piano einen akustischen Ausflug in den Jazz.
Die Lesereihenfolge
Die Auslosung fand diesmal wieder wie gewohnt statt, das heißt, die Autorinnen und Autoren zogen ihre Startzeit unter Aufsicht des Jusitiars Andreas Sourij – mehr dazu in Die Lesereihenfolge 2022. Moderation der Eröffnung: Cecile Schortmann und Christian Ankowitsch.

Alle Lesungen und Diskussionen werden live online übertragen. Ab dem ersten Lesungstag überträgt auch 3sat Lesungen und Diskussionen im TV live (Start 10.00 Uhr). Die Lesungen werden diesmal nicht im Sendestudio sondern auf einer Bühne im ORF Garten stattfinden, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.
Get together für Jury und Lesende
Am Dienstagabend konnten einander Jury, Lesende und Organisationsteam in entspannter Atmosphäre kennenlernen und erste Fachgespräche führen.

In entspannter Atmosphäre ließen die Lesenden die neue Bühne auf sich wirken. Wenn das Wetter es zulässt wird im Freien gelesen.
