Clemens Bruno Gatzmaga
Clemens Schmiedbauer
Clemens Schmiedbauer

TEXT Clemens Bruno Gatzmaga, D

Clemens Bruno Gatzmaga liest auf Einladung von Brigitte Schwens-Harrant den Text „Schulze“. Sie finden hier einen Auszug und als Verlinkung den gesamten Text als .pdf.

Die ganze Geschichte beginnt also damit, dass Herr Schulze am Morgen hochschreckt und bemerkt, dass er in die Unterhose uriniert hat; freilich nur wenig, einen Tropfen vielleicht, höchstens zwei, mehr jedenfalls nicht, kaum spürbar, aber doch. Als hätte er nicht abgeschüttelt, denkt er, dabei schüttelt er doch immer ab. Immer dreimal, um genau zu sein, ruckartig von oben nach unten, um die Fliehkräfte zu aktivieren, plitsch macht es, manchmal, selten plitschplatsch, niemals plitschplatschplitsch. Macht er nur, um wirklich einhundert Prozent sicher zu gehen, das dritte Schütteln, dient nur der Sicherheit.

Schiefgehen kann eigentlich nichts, auf die Technik kann er sich seit Jahren, Jahrzehnten verlassen. Und überhaupt, wenn er vor dem Schlafengehen nicht abgeschüttelt hätte, obwohl er doch immer abschüttelt, dann wäre der Urinrest bis zum Morgen doch längst im Stoff verschwunden. Mal abgesehen davon, dass er ihm oder seiner Frau auf dem Weg ins Bett auffallen hätte müssen – das fällt doch auf, so eine Verfärbung in der Unterhose, Elke jedenfalls fällt sowas auf. Freilich, gesagt hätte sie nichts, nur geschaut, seine Aufmerksamkeit mit dem Blick geführt, keine große Sache, nicht der Rede wert. Schnell eine neue angezogen, Gute Nacht, Schatz, Lichtausknipsen, auf die Seite drehen.

Nein, so kann es nicht gewesen sein, so war es nicht, denkt Herr Schulze, vielmehr muss ihm gerade eben, als er noch schlief, etwas entwischt sein, aus Versehen oder auch als Reaktion auf das Traumgeschehen; auf den Traum, ja welchen eigentlich, er kann sich nicht erinnern, nur das Gefühl ist geblieben; quasi übergegangen in ihn, vom Traumgefühl zum Bauchgefühl geworden. Behagt ihm gar nicht, bringt alles durcheinander, dieses Bauchgefühl, gerade heute, wo alles in geregelten Bahnen laufen muss, zu laufen hat. Besser verdrängen, die Gefühle, ins Tun kommen.

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