Bachmannpreis 2020 wurde eröffnet

Am Mittwochabend wurden die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur im ORF-Landesstudio Kärnten eröffnet. Die Rede zur Literatur hielt die Bachmannpreisträgerin von 2016, Sharon Dodua Otoo. Außerdem wurde die Lesereihenfolge der nächsten drei Tage ermittelt.

Moderator Christian Ankowitsch begrüßte zum ersten Mal kein Livepublikum. Auch für ihn ist es ein ganz besonderer Bewerb, bei dem wohl auch der Zufall eine Rolle spielen werde, wie er sagte. Grußworte des ORF-Generaldirektors Alexander Wrabetz und der Hausherrin des ORF-Landesstudios Kärnten, Karin Bernhard, wurden als Video eingespielt – mehr dazu inRede Landesdirektorin Karin Bernhard. Wrabetz sagte, er sehe in der Durchführung des Bachmannpreises die „Erfüllung unseres Auftrages als Kulturvermittler“.

Die Jury wurde live ins Studio geschaltet
ORF/Johannes Puch
Die Zuschaltung der Jury klappte wie geplant

Grußbotschaften eingespielt

Zu Wort kam auch Petra Gruber von 3sat, wo die Lesungen und die Preisverleihung live übertragen wird. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten für den Einsatz in diesem besonderen Jahr. Möglich wurde der Bewerb aber vor allem durch die Bereitschaft der Sponsoren, im Ausnahmejahr mit dabei sein – mehr dazu in Fünf Preise werden vergeben. Herta Stockbauer von der BKS-Bank, Matthias Gierth vom Deutschlandfunk und KELAG-Vorstand Werner Pietsch schicken ebenso Grußbotschaften wie auch die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz als Mitveranstalterin. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung live von Paier & Valcic.

Kurz vor der Eröffnung

Barbara Frank sprach mit Landesdirektorin Karin Bernhard über diesen besonderen Bewerb

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser sagte in seiner Grußbotschaft, die Pandemie habe viel verändert, doch die Kunst habe mitgeholfen, den „Shut-down“ durchzustehen. Es brauche nun Signale eines gemeinsamen Neubeginns, dazu sei die Durchführung des Bachmannpreis digital ein wichtiger Schritt. Der ORF ermögliche eine völlig neue Art des Kunstgenusses, um so viele Menschen wie möglich teilhaben zu lassen.

Moderator Christian Ankowitsch
ORF
Moderator Christian Ankowitsch

Juryvorsitzender freut sich über Bewerb

In seiner Begrüßungsrede, die er live, aber von der Ferne hielt, sagte Juryvorsitzender Hubert Winkels, man habe nun gehört, dass sich alle freuen, den Bewerb digital stattfinden zu lassen – auch er freue sich darüber. Er habe die gesundheitlichen Bedenken des ORF verstanden, freue sich aber, dass man alle Anstrengungen unternommen habe, um den Bewerb nun abhalten zu können. Er freue sich über die beiden neuen Jurymitglieder Philipp Tingler und Brigitte Schwens-Harrant, die er noch nicht persönlich kenne und hieß sie herzlich willkommen. „Wir werden uns mit hoher Wahrscheinlichkeit gut kennenlernen, ohne körperlichen Kontakt.“ Bei Hildegard Keller und Stefan Gmünder, die in diesem Jahr aus der Jury ausschieden, bedankte er sich.

Der Bewerb sei ein Experiment, niemand wisse genau, wie es ausgehe, aber man sei guter Dinge. Wenn die TddL wieder live stattfinden, könne man darüber sprechen, was anders war und ob Kommunikation so funktioniere, so Hubert Winkels.

Musikalische Umrahmung von Paier & Valcic
ORF/Johannes Puch
Musik von Paier & Valcic

Autoren und Juroren nehmen virtuell teil

Das ORF-Theater, wie auch der Funkhausgarten, müssen in diesem Jahr leer bleiben. Normalerweise herrscht hier buntes Treiben von Zaungästen, Literaturinteressierten und Fachpublikum, das im schattigen Garten die Lesungen und Diskussionen über Vidiwall mitverfolgt. Auch im Fernsehstudio kann eine bestimmte Anzahl von Zuschauern live mit dabei sein. Das ist in diesem Jahr alles anders.

Auch die sieben Juroren und die 14 Autorinnen und Autoren können nicht persönlich im ORF Theater anwesend sein. Sie werden in das Klagenfurter Funkhaus zugeschaltet, was bei der Vorstellungsrunde auch tadellos klappte.

Erstmals Kommentatoren

Neu ist in diesem Jahr auch, dass zwei Kommentatoren live im Studio mit dabei sind, Julya Rabinowich und Heinz Sichrovsky. Für Rabinowich ist die Auswanderung ins Virtuelle eine Chance. Die persönliche Präsenz, die nicht möglich sei, werde wohl eine andere Wahrnehmung der Texte bewirken. Das erste Mal in der Geschichte des Bachmannpreises seien die Texte vorab gelesen und aufgenommen worden, alle Versprecher seien weg, das Bühnencharisma sei auch nicht dabei.

Moderator Christian Ankowitsch mit Julya Rabinowich und Heinz Sichrovsky
ORF/Johannes Puch
Ankowitsch mit Julya Rabinowich und Heinz Sichrovsky

Sichrovsky sagte, er hoffe, dass es gar keine Auswirkungen haben werde. Seine eigene Literatursendung mit Gästen sei per Skype durchgeführt worden und alles sei wunderbar gewesen. Das Liveerlebnis sei zwar unersetzlich, aber es falle der „Weg zur Schlachtbank“ weg, die Autoren seien etwas geschützter. Julya Rabinowich scherzte, sie werde mit Kollege Sichrovsky ein bisschen wie Statler und Waldorf von den Muppets sein, die auf ihrem Balkon alles kommentieren.

Die Auslosung der Lesereihenfolge wurde von Justitiar Andreas Sourij gemeinsam mit dem Moderator übernommen. Normalerweise würden die Autorinnen und Autoren selbst ihre Lesezeit ziehen.

Bachmannpreis Lesereihenfolge 2020

Donnerstag, 18. Juni 10.00 Uhr Jasmin Ramadan
11.00 Uhr Lisa Krusche
12.00 Uhr Leonhard Hieronymi
13.30 Uhr Carolina Schutti
14.30 Uhr Jörg Piringer
Freitag, 19. Juni 10.00 Uhr Helga Schubert
11.00 Uhr Hanna Herbst
12.00 Uhr Egon Christian Leitner
13.30 Uhr Matthias Senkel
14.30 Uhr Levin Westermann
Samstag 20. Juni 10.00 Uhr Lydia Haider
11.00 Uhr Laura Freudenthaler
12.30 Uhr Katja Schönherr
13.30 Uhr Meral Kureyshi

Rede zur Literatur

Sharon Dodua Otoo, die in diesem Jahre die Rede zur Literatur hielt, ist Aktivistin und Bachmannpreisträgerin. Ihre Rede für den Eröffnungsabend trägt den Titel: „Dürfen Schwarze Blumen malen?“ und ist angesichts weltweiter Proteste gegen Rassismus nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners Georg Floyd durch Polizeibeamte ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die deutschsprachige Literatur eben nicht in einem abgehobenen Elfenbeinturm befindet, sondern sich – im Gegenteil – den Problemen der Gegenwart stellt und auch Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit parat hält – mehr dazu in „Dürfen Schwarze Blumen Malen?“

Tddl 2020 Rede zur Literatur Sharon Dodua Otoo

Lesungen online ab 10.00 Uhr

Alle Lesungen und Diskussionen, wie auch die Preisvergabe am Sonntag können auch im Fernsehen via 3sat mitverfolgt werden. Insgesamt werden aus dem Landstudio Kärnten also trotz der digitalen Sonderausgabe wieder 16 Stunden Literatur live im Fernsehen übertragen. Die 44. Ausgabe des Klagenfurter Lesereigens startet am Donnerstag um 10.00 Uhr.