Text Ada Dorian - D

Ada Dorian liest auf Einladung von Hildegard E. Keller den Romanauszug „Betrunkene Bäume“. Sie finden hier den ersten Absatz des Textes, der weitere Text ist als .pdf abrufbar.

In seiner Erinnerung hatte es an diesem Ort im kurzen Sommer immer etwas nach Qualm gerochen, einem Qualm so harzig und schwer, dass man ihn schlucken musste. In der Ferne waren aufsteigende Rauchsäulen zu sehen, die hier niemanden mehr beunruhigten, selbst ihn nicht. Er hatte gelernt, was einem hier draußen begegnen konnte, und er hatte sich an den Geschmack verbrannter Wälder auf seiner Zunge gewöhnt.
Er pflückte ein Blatt der Nadelrose ab, die neben der Holzhütte kräftige Stämme ausgebildet hatte. Es roch süßlich herb und ein wenig nach Hagebutte. Dann bückte er sich und befühlte den Boden am Fuß der Pflanze. Dieser war kühl vom langen Winter und von der vergangenen Nacht. Die Erde, die er nun mit den bloßen Fingern zu lockern versuchte, verwehrte sich. Der mehrere Monate andauernde Frost hatte den Boden zu einem Fundament verfestigt. Gerade als er ein Klümpchen gelöster Erde zwischen Daumen und Zeigefinger zerrieb, war ihm, als näherten sich Schritte. Noch in der Hocke drehte er sich herum und war geblendet von der tiefstehenden Sonne. Erst als der Körper sich vor die Lichtquelle schob, konnte er erkennen, um wen es sich handelte. Ein großer nackter Oberkörper teilte das Licht und warf Schatten.

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