Text Jürg Halter (CH)
Da sitzt ein Mensch um 5 Uhr 20. Früher als er es wollte, ist er erwacht.
Wie ein Gefesselter und Geknebelter hat er sich aus dem Schlaf gewunden.
Unter Todesängsten lag er im Bett, sah die Möbel langsam auf sich zu rücken, sah die ihm aus dem Regal entgegen fallenden Bücher. Alle Ecken und Kanten im Raum richteten sich auf ihn. Er schlief, er war wach, hielt die Luft an, der Druck in seinem Kopf wurde größer, der Raum kleiner, die über die Schläfen gespannte Haut riss, die Trommelfelle platzten. In seinem Mund schmeckte es nach Blut. „Nur nicht schwach werden jetzt“, er hätte noch so vieles zu regeln vorgehabt, bevor Wahnsinn, Tod oder was auch immer ihn holen konnten.
Er schnappte nach Luft, öffnete das Fenster, um frischen Atem zu holen. Atem, um gegen den sich verflüchtigenden Traum zu bestehen.
Nach dem Fensterschließen schaltete er das Radio ein. Eine hohe Stimme sang davon, wie sich jemand aufmacht, die Nacht wegzutanzen, Seelenverwandte kennenzulernen, endlich er selbst zu sein, dann Refrain.