Der dritte und letzte Lesetag

Am letzten Lesetag lasen Ines Birkhan, Leander Fischer, Lukas Meschik und Martin Beyer. Über Beyers Text wurde heftig gestritten, er sei moralisch verwerflich, sagten einige Jurymitglieder.

Eines ist das Bachmannwochende schon jetzt - das heißeste aller Zeiten. Bei weit mehr als 30 Grad schwitzten die Zuschauer im Garten und ORF-Cafe. Jurorin Nora Gomringer musste am Freitag ab mittags pausieren, die Hitze setzte ihr zu stark zu. Am Samstag war sie wieder wortgewaltig im Einsatz.

Mögliche Favoriten

Aufgrund der Jurydiskussionen sieht die Redaktion folgende Autorinnen und Autoren als mögliche Favoriten: Katharina Schultens, Sarah Wipauer, Julia Jost, Ronya Othmann, Birgit Birnbacher, Daniel Heitzler, Leander Fischer.

Heftige Diskussion über Birkhan-Text

Ines Birkhan las auf Einladung von Nora Gomringer den Text „abspenstig“, ein Romanauszug. Insa Wilke zeigte sich verwundert über den Text - nach dem Autorenporträt, das zuerst gezeigt wurde, habe sie etwas anderes erwartet. Eine Art Bildskulptur, doch die Autorin sei beim Semantischen geblieben. Sie habe die Relevanz im Text gesucht, aber nicht gefunden.

Lesung Birkhan

ORF/Johannes Puch

Ines Birkhan

Hubert Winkels meinte, der Rhythmus des Lesens habe mit dem Text zu tun, das ahme eine Strömungsbewegung unter Wasser nach. Eine Musikerin lässt sich tätowieren, der Tätowierer verwandelt sich in einen Skorpion, die Musikerin taucht ein in eine Unterwasserwelt. Eine chimärenhafte Struktur wie beim Text von Katharina Schultens, so Winkels. Doch hier gebe es einen Ausweg, denn der Text kommentiere, was vor sich gehe.

Gomringer wies ihre Jurykollegen mehrfach darauf hin, dass es nur eine Szene aus einem Roman sei. Nach heftiger Diskussion meldete sich die Autorin zu Wort - es sei keine reine Montage, räumte sie ein. Es sei eine durchgearbeitete, durchgeknetete Montage. Die kursiven Stellen seien die Montagestellen, beantwortete sie eine Frage von Insa Wilke - mehr dazu in Jurydiskussion Ines Birkhan.

Lesung Leander Fischer

ORF/Johannes Puch

Leander Fischer

Viel Lob für Fischers Text

Als nächster las der in Vöcklabruck, Oberösterreich, geborene Leander Fischer, auf Einladung von Hubert Winkels den Text „Nymphenverzeichnis Muster Nummer einsGoldkopf“. Michael Wiederstein habe der Vortrag nicht so gefallen, das werde aber durch den Text mehr als wettgemacht, meinte er. Insa Wilke meinte, die Sprache schaffe hier etwas, so etwas wünsche sie sich. Im Text entstehe ein Lied. Es gehe um Kunst, um den Kunstmarkt. Insgesamt gefiel der Text der Jury gut - mehr dazu in Jurydiskussion Leander Fischer.

dritter tag Lukas Meschik

ORF/Johannes Puch

Lukas Meschik

Text über Tod des Vaters von Lukas Meschik

Nach der Mittagspause war mit Lukas Meschik der sechste Österreicher im Bewerb an der Reihe. Er wurde von Stefan Gmünder nach Klagenfurt eingeladen. Er las den Text „Mein Vater ist ein Baum“, über das Sterben des Vaters, der in einem Friedensforst beerdigt werden möchte. Im Juli erscheint Meschiks Roman „Vaterbuch“ über dieses Thema. Die Jury diskutierte wohlwollend, war aber nicht gänzlich überzeugt - mehr dazu in Jurydiskussion Lukas Meschik.

Harte Diskussion über Beyer-Text

Im Alphabet der Autoren der erste, doch auf der Leseliste der letzte war Martin Beyer. Der deutsche Autor las auf Einladung von Michael Wiederstein einen Text über die Hinrichtung der Widerstandskämpfer Christoph Probst, Hans und Sophie Scholl. Eingeladen wurde er von Michael Wiederstein. Die Jury war über den Text erbost, er sei moralisch verwerflich, man nehme den Opfern die letzten Momente von Intimität - mehr dazu in Jurydiskussion Martin Beyer.

Martin Beyer

ORF/Johannes Puch

Martin Beyer

Ich-Erzähler am zweiten Tag

Die Diskussionen waren im gekühlten ORF-Theater am Freitag hitzig, mehrere Autorinnen und Autoren bekamen auch wohlwollende Kritiken: Katharina Schultens, Sarah Wipauer, Julia Jost und Daniel Heitzler (in der Reihenfolge ihrer Auftritte). Auffallend oft bekam es die Jury am zweiten Lesetag mit Ich-Erzählungen zu tun - mehr dazu in Wohlwollende Diskussionen am zweiten Lesetag.

Tage der deutschsprachigen Literatur

Zweiter und wieder spannender Lesetag bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur im ORF-Theater in Klagenfurt. Bericht: Barbara Frank

Änderungen gibt es bei der Shortlist für die Preisvergabe - sieben Namen werden auf der Liste stehen. Die Jury beschloss am Freitag, dass sie die Liste transparenter gestalten wolle. Es wird Punkte für fünf Autoren geben, jeder Juror darf nur an die Kandidaten der anderen Jurymitglieder Punkte vergeben, nicht an die eigenen. Wer die meisten Punkte bekommt, schafft es auf die Shortlist - mehr dazu in Preise und Preisstifter 2019.

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