Urs Mannhart TEXT

Urs Mannhart las den Text „Ein Bier im Banja“ auf Einladung von Michael Wiederstein. Sie finden hier einen Auszug des Textes und den gesamten Text zum Nachlesen im .pdf-Format.

Zwei Dutzend sind es, und Gürrün steht mitten unter ihnen, steht schnaubend mitten im Schafstall. Der, der sie mithilfe der Hunde hier hereingetrieben hat, der, der nun mit diesem festen Blick umhergeht, er trägt ein Seil in seinen Händen, ein Seil mit Schlinge. Der Stall ist eng, aber hoch, die vierte Wand ist lediglich eine hüfthohe, metallene Brüstung, die den Blick weit hinaus lässt auf die von hellblonden Halmen bestandene Ebene. Arrin hat er bereits erwischt, hat sie nach kurzem Zweikampf bezwungen. Harna brachte es fertig, ihn zu Boden zu werfen, und doch entkam sie nicht. Asamat trägt eine feine Narbe, quer läuft sie über seine linke Wange. Er ist ein neunundzwanzigjähriger, an Erfahrungen reicher Mann, der nie viele Worte benötigt. Die junge Gürrün einzufangen ist schwierig; von den restlichen dreiundzwanzig Pferden versperren ihm immer wieder Schultern, Schweife und Widerriste den Weg.

Endlich gelingt es ihm, das Seil zu werfen: Gürrün erschrickt, die Schlaufe legt sich um den Hals, das junge Tier drängt zur Flucht. Asamat wuchtet sich dagegen, hart schneidet der Strick in die Pferdehaut. Gürrün röchelt, in ihr kocht die Hitze der Angst. Je kräftiger sie sich wehrt, desto höher der pfeifende Ton, der aus ihrer Lunge dringt. Asamat scheucht andere Pferde zur Seite, will den Strick an einer Stange verknoten, um dem Tier einen Halfter überzuziehen. Gürrüns Blick lodert.

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