Übersetzer-Staatspreis für Bláhová und Hackl

Der alljährlich vom Bundeskanzleramt vergebene Staatspreis für literarische Übersetzung geht 2015 an die tschechische Übersetzerin Alena Bláhová und den aus Steyr stammenden Autor und Übersetzer Erich Hackl.

Der Translatio ist die höchste heimische Auszeichnung für Übersetzende und wird sowohl für Übersetzungen fremdsprachiger Literatur ins Deutsche sowie österreichischer Literatur in eine Fremdsprache vergeben. In der Jury, die Ende November in Wien tagte, gab es sehr rasch einen Konsens über die diesjährigen PreisträgerInnen. Am 28. Juni wurden die Preise verliehen - mehr dazu in „Übersetzer brauchen vor allem Zeit“.

Feinsinnige Kennerin des Deutschen

Alena Bláhová gilt als Spezialistin für Übersetzungen von Judaica und hat einen wichtigen Beitrag zur Rilke-Rezeption in Tschechien geleistet. Viele ihrer Übersetzungen repräsentieren in idealer Weise die Literatur, Kunst und Kultur Österreichs wie auch das gemeinsame kulturelle Erbe mit den Nachbarländern, wofür sie den Staatspreis für ihr Lebenswerk erhält.

Zur Vermittlung bedeutender österreichischer AutorInnen der Gegenwart wie auch der Geschichte Österreichs und Mitteleuropas gehören die Übersetzungen der Erzählung „Abschied von Sidonie“ von Erich Hackl, der dokumentarischen Prosa „Aimée & Jaguar“ von Erica Fischer und des biografischen Werks von Brigitte Hamann: „Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators“.

Die Jury war von der sorgfältigen und gewissenhaften Arbeit und der Eleganz, mit der Alena Bláhová Probleme in der Auseinandersetzung mit der eigenen Sprache löst, sehr angetan. „Frau Bláhovás Texte zeigen, dass hinter der übersetzerischen Arbeit eine kompetente, viele Feinheiten der deutschen Sprache beherrschende Kenntnis steht.“

Alena Blahova Translatio 2015

Alena Blahova

Hackl - Doppelbegabung als Übersetzer und Autor

Erich Hackl wird für sein Lebenswerk als Übersetzer von spanischer und insbesondere lateinamerikanischer Literatur ausgezeichnet, als deren Kenner er gilt und um deren Bekanntmachung er sich besonders verdient gemacht hat. Dabei widmet er sich verschiedenen literarischen Gattungen, seine Übersetzungsliste enthält u.a. Werke von Rodrigo Rey Rosa (Guatemala), Luis Fayad (Kolumbien), Carilda Oliver Labra (Kuba), Eduardo Galeano (Uruguay) und Rodolfo Walsh (Argentinien).

Kulturminister Josef Ostermayer: „Erich Hackl ist einer der seltenen Menschen, der auf beiden Feldern, der Literatur und der literarischen Übersetzung, Großartiges leistet, eine Doppelbegabung als Autor und Übersetzer.“ Dass er ein sehr engagierter Übersetzer ist, so wie er auch ein engagierter Autor und Herausgeber ist, wurde von der Jury ebenfalls gewürdigt.

Erich Hackl Tanslatio

Pedro Timon Solinis

„Was Erich Hackl auszeichnet und was ihn auch mit Alena Bláhová verbindet“, so Ostermayer in seiner Reaktion auf die Juryentscheidung, „ist die Kunst, durch einen sensiblen Stil und eine äußerst genaue, sachliche Deskription den Leser und die Leserin zu fesseln und gleichzeitig das eigene kritische Denken herauszufordern.“

Insgesamt wurden von der unabhängigen Jury 47 Übersetzungen, davon 29 Übersetzungen der österreichischen und 18 der internationalen belletristischen Literatur, mit Prämien von 500 bis 2.200 Euro, insgesamt 61.600 Euro, ausgezeichnet.

Auszeichnung des Dokumentationsarchivs

Erich Hackl wird vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) mit dem „Willy und Helga Verkauf-Verlon-Preis für österreichische antifaschistische Publizistik 2014“ ausgezeichnet. Hackl beschäftigt sich mit dem Spanischen Bürgerkrieg, Widerstand und Verfolgung im Austrofaschismus und Nationalsozialismus, mit der Verfolgung der Roma und Sinti, dem Mut der Widerständigen unter den Regimen und sogar im KZ, mit Handlungsspielräumen und Mittäterschaft.